-von Nadine Liebert-
„Mein Hund kann schon Sitz.“ So beginnen die meisten Gespräche im Einschulungssgespräch. Mit leuchtenenden Augen berichten mir frische Hundeeltern, was der Nachwuchs schon alles kann. „Aber an der Leine laufen klappt noch nicht.“ ist dann meist der nächste Satz.
Bliebe man bei diesen Prioritäten des Trainings mit all seinen Ansprüchen, Erwartungshaltungen und Anforderungen würde man das Hundekind hoffnungslos überfordern. Vergleichbar mit 4-5 Jährigen,
die bereits schreiben & rechnen können. Es gibt sie, aber eben Einzelfälle.
Es sind andere Dinge, auf die es in den ersten Wochen ankommt. Es hat gerade alles verloren, was es kannte, seine Mama, Geschwister, erste Bezugspersonen,etc. – das Stresssystem ist alarmiert.
Das Hundekind lernt schrittweise die Menschenwelt und dann noch die Hundewelt kennen.
Dein Welpe…:
🐾verarbeitet seinen ersten Trennungsschmerz.
🐾gewöhnt sich an sein neues Zuhause mit all den unbekannten Herausforderungen.
🐾lernt alle Familienmitglieder- ob groß oder klein, alt oder jung, laut oder leise etc.- kennen.
🐾lernt im besten Fall, seinen Menschen zu vertrauen & sich sicher zu fühlen.
🐾erkundet die unmittelbare Umgebung.
🐾muss sich an neues Tagesabläufe gewöhnen.
🐾muss sich an das Leben ohne Geschwister gewöhnen.
🐾lernt, ohne Geschwister zu fressen und zu schlafen
🐾lernt neue Gerüche & Geräusche kennen.
🐾lernt Dich als fürsorglichen, zuverlässigen Bindungspartner kennen.
Glaubt mir, damit ist unser Hundewelpe gut beschäftigt. Damit er all das gut bewältigen kann, braucht er viel Schlaf (mind. 20 h am Tag).
Er darf kleinschrittig, in seinem Tempo und auf einfühlsame Art:
➡️den Bewegungsradius bei kleinen Erkundungstouren erweitern.
➡️die Nachbarn kennenlernen.
➡️die ihm wohlgesonnen Tiere der Umgebung kennenlernen.
➡️zur Ruhe kommen, Selbstregulation erlernen & Pausen aushalten.
➡️rennende Kinder, vorbeilaufende Katzen, vorbeifahrende Räder, Autos etc. beobachten.
➡️sich zurücknehmen und nicht zu jedem Menschen laufen.
und so weiter.
All dies wohlwollend, zuverlässig zu begleiten, ist anspruchsvolle Erziehungsarbeit, die deutlich mehr Kräfte zerrt, als manche(r) sich vorher vorstellte. Eine gute Selbstreflexion ist hilfreich, um die hohe Erwartungshaltung etwas zu reduzieren, mögliche Ressourcen aufzudecken, sich Unterstützung zu holen, seine Stärken zu entdecken, etc.
Genieß die Zeit mit deinem Hundekind, achte auf deine und seine Bedürfnisse & werde zum besten Wegbegleiter für deinen Hund.
Herzlichst, Nadine Liebert